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USA exportieren wieder Öl: Wie die Sache geschaukelt wurde.

Den folgenden Bericht haben wir der Ausgabe Januar 2016 des Handelsreports "EnergieMarktMail" entnommen.

42 Jahre lang, seit der Ölkrise 1973, durften Unternehmen in den USA kein Rohöl exportieren. Ihre Regierung hatte es aus Sorge um eine sichere Eigenversorgung untersagt. Jetzt, kurz vor Weihnachten 2015, wurde das sich selbst auferlegte Embargo aufgehoben. Präziser: ausgehebelt.

Dahinter steckt eine jüngere - inzwischen vielfach beschriebene - Entwicklung: Die USA sind nicht mehr nur der weltgrößte Verbraucher von Rohöl, sondern, vor allem dank Fracking, auch der weltweit größte Ölförderer. Und hier liegt das Dilemma. Die Binnennachfrage ist schwächer als das eigene Angebot.

Folge: Die Fördergesellschaften bohrten auch an anderer Stelle. In Obamas Administration. Kein leichtes Unterfangen, denn der 44. Präsident der USA fühlt sich gegen Ende seiner Amtszeit zunehmend dem Umweltschutz verpflichtet.

Andererseits argumentierten die Fördergesellschaften mit den Daten einer Studie, die man als Präsident nicht unter ein zu kurzes Tischbein schieben kann. Die Analyse verspricht den Amerikanern bei Beendigung des Exportembargos für die nächsten 15 Jahre zusätzliche Staatseinahmen von gut einer Billion Dollar (1.000.000.000.000). Plus 300.000 neue Arbeitsplätze. Das Geschmäckle daran: Die Prognose wurde von namhaften, internationalen Mineralölkonzernen finanziert.

Was nun? Was tun?

Tricksen! Die USA exportieren kein pures Rohöl, sondern teilveredeltes Rohöl - Kondensat bzw. "condensate", ein Zwischenprodukt auf dem Raffinationsweg etwa zu Benzin, Diesel oder Heizöl.

Man muss kein Insider sein, um sich zu fragen, wer den Amerikanern denn auf einem überschwemmten Weltmarkt das Öl "made by Uncle Sam" abkaufen soll. Doch die Frage stellt sich hier so nicht. Weil:

  • Die USA etablieren sich mit einem Spitzenprodukt als starker Wettbewerber auf dem Weltmarkt. Eine Zeitung nannte das Kondensat "eine ultraleichte Ölart". Das Handelsministerium bezeichnete es scheinheilig als "nun für den Export geeignet".
  • Der Ölexport stärkt die führende Rolle der USA in der Welt.
  • Und die Ölgesellschaften in den Staaten können sich à la longue durchsatzbedingte teure Investitionen sparen, die beim Ausbau der Raffinerien anständen, wenn wie bisher lediglich Fertigprodukte exportiert werden dürften.
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